Dienstag, 20. Dezember 2016

Capea

 
 Hola,
vor einigen Wochen hatte ich das große, doch leicht schmerzhafte Vergnügen auf einer Capea teilzunehmen. Eine Capea beinhaltet Alkohol, einen Grill, eine Arena und einen jungen Stier, wobei der Stier in Verbindung mit der Arena gebracht werden sollte und nicht mit dem Grill.

Moncho hatte mich eingeladen mit in den Norden Madrids zu reisen, und dort an der Capea teilzunehmen die seine Kollegen aus der Catering Firma jedes Jahr organisieren. Dort war ich nicht nur der einzige der nicht in der Firma arbeitet, sondern auch der einzige nichtspanische Muttersprachler.

Die Capea fand in den Bergen, eine Autostunde nördlich von Madrid, statt.



Das spanische Verb capear bedeutet übrigens soviel wie "geschickt ausweichen", und beschreibt ganz gut das denkbar einfache Prinzip: Man geht mit einem jungen Stier in einen Ring, und wann immer er angreift, versucht man davon zu rennen oder über ihn zu springen.
Zusätzlich wird - unter der Bedingung dass man Kölner ist - ein Kostüm angezogen . Moncho und ich entschieden uns, angesichts der heroischen, mannhaften Herausforderung, passenderweise Tutus anzuziehen (Moncho ist Kölner ehrenhalber).




Die Tutus sind nicht nur schnöde Verkleidungen

Obwohl der Stier noch jung ist, und aus der Entfernung nicht besonders groß wirkt, ist er ziemlich kräftig und hat spitze Hörner. Im folgenden ein aussagekräftiges Foto.

Die friedliche Berglandschaft im Norden Madrids lädt zum Entspannen ein....


...hier kann man die Seele baumeln lassen.
Übrigens möchte ich dringend betonen, dass dem Stier bei der Capea nichts passiert, er wird weder verwundet noch getötet (also ganz anders als bei der corida de toros).
Er greift von alleine an und lediglich die (unbewaffneten) Menschen tragen unter Umständen Verwundungen davon. Die Capea selber dauert vielleicht eine halbe Stunde, damit sich der Stier nicht zu sehr verausgabt. Dann wird er wieder auf die Weide entlassen und die Menschen zu Grill und Bier getrieben.


Später wurde natürlich auch noch gegrillt.

Insgesamt ist so eine Capea eine sehr spanische Sache, und in der Arbeitsgruppe in der Universität bin ich auch der Einzige der an Selbigem schon teilgenommen hat. Es wird nun behauptet, ich sei spanischer als die eigentlichen Spanier. Hier wird auch das Schinkenschneiden und mein Don Quijote Tshirt angeführt.
Auch wenn ich dem, stolz wie ein Spanier, energisch widerspreche, muss ich doch zugeben mich auch auf eine andere typisch spanische Torheit eingelassen zu haben, die zum Glück nicht so schmerzhaft werden wird wie die Capea (Bilder meiner Verletzungen nur auf Anfrage ;) ). Aber davon berichte ich das nächste Mal.

Hasta luego
Thomas

Mittwoch, 7. Dezember 2016

Herbstwinter und ein langer Spaziergang

Hola zusammen,
nach langer Zeit folgt heute mal wieder ein Blogeintrag. Der letzte ist schon etwas her, aber wie ihr ja sicherlich wisst, kam eine Hochzeit dazwischen, und außerdem bin ich sowieso nicht mehr sicher wer überhaupt noch den Blog liest. Zumindest gibt es seit einem halben Jahr keine Kommentare mehr ;)

Madrid ist nicht auf Regen eingerichtet...

Vor zwei Wochen gab es im naheliegenden Colmenar Viejo eine Wander/laufveranstaltung zugunsten einer Krebshilfeorganisation. Wir sind in strömendem Regen mehr als 20 Kilometer gewandert, der Untergrund wurde mit der Zeit immer glitschiger.
Colmenar Viejo liegt nördlich, und etwas höher als Madrid in den Bergen. Bei klarem Wetter kann man hier eine sehr schöne, weite Aussicht genießen.
Zum Dauerregen gesellte sich dann noch ein erfrischender Wind, der in uns Klischeebilder von heißen spanischen Stränden heraufbeschwor.

der Wanderweg bei Colmenar Viejo

Erfreulicherweise gab es aber am Ziel ein heißes cocido ("Gekochtes"= Fleischeintopf) und etwas zu trinken für alle Durchnässten und Verfrorenen.

Zum Glück nicht wasserlösliche Kühe, in einer an sich schönen Landschaft
Wie man vielleicht schon heraushört, hält langsam aber sicher der Winter Einzug, und es geht auf Weihnachten zu. Das merkt man an verschiedenen Anzeichen:

1. Im sonst sehr trockenen Madrid fängt es plötzlich an wie aus Eimern zu schütten, bzw. aus Krügen zu regnen, wie der traditionsaffine Spanier sagen würde. Mehrere Tage lang konnte ich weder Wäsche waschen (da die Trockenleinen zum Aufhängen unter freiem Himmel gespannt sind), noch Schinken an der Luft trocknen lassen.

2. Überall gibt es Weihnachtssüßigkeiten zu kaufen, Bettler auf den Straßen haben blinkende Weihnachtsbäumchen vor sich gestellt, und die Kollegen im angrenzenden Labor belästigen die Ohren mit entnervend langsam und laut gepfiffenen Weinachtsliedern (Jingle Bells in halber Geschwindigkeit).

3. Überall in den Straßen bilden sich lange, (scheinbar) sinnlose Schlangen. Folgt man eine dieser Schlange einige Blocks weit zu ihrem Ziel, stellt man mit Erstaunen fest dass sie in eine kleine Bude mündet, in welchem Weihnachtslotterielose verkauft werden (vielleicht erzähle ich demnächst etwas dazu).

Zudem wird es langsam aber sicher kälter. In Madrid ist es im Winter nicht besonders warm, aber das Problem ist eher dass Spanier Doppelverglasung oder Heizung nicht kennen(zum Beispiel gibt es in meiner neuen Wohnung keine richtige Heizung...).
Der folgende Warnhinweis stammt aus dem Labor, wo es auch keine doppelverglasten Fenster gibt:

Das kann passieren wenn man nicht heizt und dann ohne Handschuhe die Zahnbürste ergreift

Im nächsten Blog erzähle ich euch dann von meinem legendären Kampf mit einem Stier.
Hasta luego!
Thomas



Mittwoch, 19. Oktober 2016

Alcalá de Henares

Hola,
zur Zeit befinde ich mich in Deutschland, und kehre erst in einigen Wochen nach Madrid zurück. In der letzten Woche habe ich aber noch Alcalá de Henares besucht, eine der vielen Städte, die im Dunstkreis Madrids liegen und mit der Cercanía erreichbar sind. Zufällig fand dort gerade ein riesiger Mittelaltermarkt statt, so dass man von der eigentlichen Stadt nicht sonderlich viel sah.







Die meisten Speisen auf dem Mittelaltermarkt waren wahrscheinlich eher nicht im spanischen Mittelalter zu finden. Ofenkartoffeln, Tomatensoße, Paprikaschoten, Kaffee, Maisbrote, usw. Das einzige was originalgetreu war, war das Schwein am Spieß, Brot und orientalischer Süßkram.





Alcalá de Henares ist auch die Geburtstadt von Cervantes, der den Don Quijote geschrieben hat. An allen Ecken und Enden der Stadt sind deshalb auch Gebäude, Plätze und Straßen nach ihm benannt.

Don Quijote und Sancho Panza

Hasta luego!
Thomas

Samstag, 8. Oktober 2016

Lissabon



Hallo zusammen,
der letzte Nachtrag unserer kleinen Reise in den Westen folgt hier. Von Porto aus machten wir uns nämlich auf den Weg nach Lissabon.
Einen kleinen Zwischenstopp legten wir an der Küste in Espinho ein, wo wir endlich wieder unser Zelt zum Übernachten auf einem Campingplatz nutzen konnten.


Das relativ kühle Meer in Espinho an der portugiesischen Küste

Unser frugales, doch typisches Mahl auf dem Campingplatz.
Der Küstenbewuchs in Espinho
Mit dem Zug ging es nach dem kurzen Strandaufenthalt dann nach Lissabon. Die Stadt gefällt uns gut, die Höhenunterschiede sorgen für eine abwechslungsreiche Bebauung der Stadt, und kleine, autofreie Gassen. Durch die Lage am Meer ist das Klima im Sommer sehr angenehem. Wie Porto ist aber Lissabon für Besucher mit Knieproblemen nicht empfehlenswert.
Wie im letzten Blog schon angedeutet ist Lissabon vermutlich eine der touristischsten Städte in Europa. Überall wimmelt es von kauffreudigen Touristen, hauptsächlich hört man spanisch, englisch oder deutsch, aber natürlich gibt es auch italienische und manchmal portugiesische Touristen. Auf einer terassenartigen Aussichtsplattform tranken einige blondierte, kurzhaarige Frauen mittleren Alters Früh Kölsch aus der Dose, es kommt einem also nicht besonders exotisch vor ;)

Kleiner Überblick über einen Teil Lissabons















Unserer Ansicht nach wird Lissabon nachts noch schöner. Durch die vielen Treppen und die alten Laternen findet man sich recht häufig in schönen, gemütlich beleuchteten Ecken und Plätzchen wieder.



Selbstverständlich vertieften wir uns auch ausführlichst in die autochthonen Speisegründe der portugiesischen Hauptstadt, einschließend Meeresgerichte und Natas - mit Pudding gefüllte Blätterteigtörtchen. Einer spontanen Eingebung folgend verglichen wir portugiesische und französische Austern. Als grob anzusehendes Résumé würden wir den französischen Austern einen sahnigeren, und den portugiesischen einen maritimeren Ton zuordnen, infolgedessen unsere Neigung eher zu den letzteren tendierte, die zudem deutlich günstiger angeboten wurden.

Die Krokettenherstellung


Probieraustern französischer und portugiesischer Herkunft






Menschen und Puppen genießen den Abend
Bis zum nächsten Mal!
Thomas

Montag, 3. Oktober 2016

Von Galicien nach Porto

Die Freuden des Wassers

Daach zesamme,
hier kommt der nächste Nachtrag über unsere kleine Reise in den Westen der iberischen Halbinsel.
Nachdem wir Galicien besichtigt hatten, machten wir uns auf den Weg in das südlicher gelegene Portugal. Genauer gesagt nach Porto.
Hier erstmal noch die Abschiedsbilder unseres letzten Abends in Galicien.



Kurz bevor dat Sünnche untergeht, genießen wir noch Strand und Felsen

Das letzte galicische Essen, Pulpo und Wein aus Porzellanschalen

Nach einer sehr frühen Reise mit dem Zug (der vor zwei Wochen schwer verunglückt ist), trafen wir recht früh in Porto ein, und erkundigten die Stadt.



Unser erster Eindruck von Porto

Eine schön bepinselte Kapelle wird von Kathis Proberinghand befühlt

Die Kachelwand in voller Pracht

Porto drängt seine vielen alten Häuser in die beiden Seiten des steilen Flussufers. Das ganze sieht recht malerisch aus, bei genauem Hinsehen und Umherspazieren bei den nicht direkt am Ufer gelegenen Häusern, bemerkt man aber schnell dass ein nicht unerheblicher Prozentsatz verfallen ist. 

Die Sicht von der Brücke

Die Häuser stehen dicht gedrängt am Ufer



Es gibt viele schöne alte Häuser, aber auch zahlreiche baufällige in den kleinen Nebenstraßen

Porto hat uns gut gefallen, mit der Einschränkung dass es sehr touristisch ist. Auf den großen Straßen verkauft jeder zweite Laden Souvenirs, und der Rest Portugalflaggen. Ab und zu hat sich vielleicht einmal eine Bäckerei zwischen die Touristenläden geschoben.
Richtig teuer ist es trotzdem nicht, und schöne Waden kriegt man vom vielen Treppensteigen allemal.
Und nachdem wir in Lissabon waren, kam uns im Nachhinein Porto gar nicht mehr touristisch vor, aber davon das nächste Mal!
Hasta la proxima vez!

Dienstag, 20. September 2016

Galicien, Santiago


Holita,
bevor ich etwas über Santiago erzähle, ein kleiner Einschub:
Ich war am Wochenende ungeplant in Köln um den Junggesellenabschied zu feiern, und befinde mich jetzt wieder in Madrid, allerdings in meiner neuen Wohnung.
Die Adresse lautet: Calle de Santa Engracia 160, Wohnung 2-3. Und die nächste Bahnhaltestelle ist Cuatro Caminos, bzw. Nuevos Ministerios. Dazu mehr im nächsten Blogeintrag.

Die meisten von euch kennen bestimmt Santiago de Compostela, den galicischen Regierungssitz und Walfahrtsort, mit welchem der Name "Köbes" eng verknüpft ist.
Natürlich haben auch wir es uns nicht nehmen lassen, Santiago de Compostela mit dem Zug zu besuchen.

Regenschirme brauchten wir zum Glück keine




Wir hatten ziemlich viel Glück mit dem Wetter und sahen uns große Teile der Stadt an, in der Monchos Vater aufgewachsen ist. Santiago liegt nicht direkt am Meer, sondern einige zig Kilometer entfernt, und zeichnet sich durch eine Mischung aus historischen Gebäuden und Grünflächen aus.

Endlich mal was Grünes im spanischen Sommer!


Der Himmel über Santiago de Compostela


Die spanischen Frauen sind mitunter recht rabiat



Nonnen pilgern nach Santiago und erfreuen sich am Nichtverbot von Kopftüchern


Der jahrhundertelange Pilgerstrom hat die Kirchen Santiagos vergoldet...

...sodass man sich sogar Lampen leisten kann, die anzeigen welcher Beichtstuhl besetzt ist.
Viele Grüßitos!