Freitag, 29. Januar 2016

Passierschein A38

Hallo zusammen,
hier nun eine kurze Aktualisierung meiner Reise durch die exotischen Gefilde madrilenischer Bürokratie:

Foto einer typischen Situation in einer spanischen Behörde
Mittlerweile habe ich tatsächlich die berüchtigte Ausländernummer NIE erhalten, und konnte damit das sogenannte Empadronamiento beantragen. Dieses ist gleichzusetzen mit einem Registereintrag, sowohl semantisch als auch der Sperrigkeit des Wortes nach.

Erfreulicherweise erfährt man auf den offiziellen Seiten der spanischen Regierung, dass man für den Antrag des Empadronamiento keine cita previa (verabredeten Termin) braucht. Juchuu, das müsste also schnell gehen!

Deshalb bin ich gestern, nachdem ich eine Bestätigung des Mietvertrages in einem anderen Büro mit größtem Vergnügen unterzeichnete, einfach fröhlich in das entsprechende Rathaus spaziert um mir das Empadronamiento abzuholen.

Dort musste ich ein Formular ausfüllen, natürlich eine Nummer ziehen und warten.
Mit allen erforderlichen Dokumenten war ich dann an der Reihe und mir wurde von der mitleidig lächelnden Angestellten erklärt, dass man ohne cita previa vorbeikommen kann um - Trommelwirbel - eine cita previa für das Empanodramiento zu bekommen. Seufz.

"i100" ist bisher meine Lieblingswartenummer*

Diesen Termin hatte ich heute um genau 14.50 Uhr. Um den Termin nicht in der nächsten Woche zu bekommen, sondern bereits heute, musste ich zu einer anderen Zweigstelle fahren. Es ist ja auch immer wieder erfrischend ein neues Amt in einem anderen Stadtteil kennenzulernen.
Immerhin gab es eine Änderung: Man meldete sich an der Rezeption, und durfte dann ohne eine Nummer zu ziehen in einem kleinen Saal Platz nehmen. Da außer mir nur noch fünf andere Bittsteller anwesend waren, war ich guter Hoffnung.
Bereits nach einigen Minuten erschien die Frau der Rezeption und fragte: "Thomas?". Ich rief "Si", nahm meine Sachen und ging erwartungsfroh auf die Frau zu, die mir freundlich zunickend einen Zettel reichte und sagte: "Hier, für dich". Ich blickte auf den Zettel. Wartenummer P113. Die frohe Erwartung zerfiel.
Als ich dann schließlich irgendwann dran war ging alles recht schnell - obwohl die Angestellte mir ausführlilch auseinandersetzte, dass die Farbe des Kölner Doms zu dunkel sei - und ich bekam mein Empadronamiento.

Das AdLKB (Amt der laut knarzenden Bodenplatten)

Leider hatte inzwischen die Seguridad Social (Sozialversicherung) geschlossen, also werde ich morgen einen weiteren Amtsbesuch einlegen, hernach ein Bankkonto eröffnen und dann vielleicht Montag endlich den Vertrag unterschreiben können. Wünscht mir Glück!

Um ein versöhnliches Bild zum Abschluss zu zeigen, hier ist mein chilenischer (nicht schwedischer**) Mitbewohner Gabriel mit seinem überaus geschmackvollen Armband.

Chilenen wissen wie man bei Kölnern Eindruck schindet


Thomas

* Eigentlich ziemlich traurig, wenn man überhaupt eine Lieblingswartenummer hat
* An dieser Stelle möchte ich Biene nochmals für das Deutsch-Schwedisch Wörterbuch danken ;-) 


Montag, 25. Januar 2016

Madrid hasta las tantas de la noche

Das Jazz-Konzert im Café Central
Hola,
nach der ganzen Bürokratie gibt es natürlich auch noch erfreulichere Ereignisse. Am Wochende war ich mit einem meiner Arbeitskollegen und seinen Freunden auf einem Jazzkonzert. Das wäre eigentlich auch eine gute Aufgabenstellung für ein Spanisch-Lehrbuch:

Pepe, Miguel, Jorge und Thomas sitzen im Café Central in Madrid und genießen ein Flamenco-Jazz Konzert. Beschreiben Sie in fünf einfachen Sätzen, wie es den vier dort gefallen hat und wieviel Bier sie hernach tranken.

Das Konzert fing ungewöhnlich früh (nämlich um 21:00 Uhr) an, so dass danach noch diverse Kneipen besucht wurden. 

Die drei trinkenden Spanier


Der Barmann freut sich über seine Zapfkunst, während der Chef im Hintergrund so schäumt wie das Bier

Natürlich ging es am Samstag weiter. Allerdings war ich diesmal mit den zwei sehr netten Companeros, einem Spanier und einem Chilenen, die mit mir zusammen wohnen, aus. Nach dem Besuch einer Art Kneipe waren wir dann im "El Tigre". Dort kriegt man für fünf Euro einen Bierkrug (gefüllt mit Bier :) ) und einen Teller mit "Tapas" (siehe Foto). Das Publikum ist bunt gemischt und füllt die Bar bis tief in die Nacht.


Gabriel und Moncito, die mit mir in einer WG hausen.
Andere Besucher scheinen Gabriel nicht zu mögen, vielleicht sind es Peruaner? :)
Die Tapas-Platten

Irgendwann habe ich mich dann auf den Heimweg gemacht. Obwohl die Spanier gerne spät weggehen, fahren die letzten Metro-Bahnen um 01.30 Uhr an ihren jeweiligen Endstationen los. Danach gibt es Nachtbusse die relativ häufig verkehren, oder man bleibt so lange bis die ersten Bahnen um halb 7 wieder fahren.


Nachts um 5 sind die Straßen immer noch sehr voll...

...es sei denn man befindet sich an einem der wenigen Orte ohne Bar.

Sonntags habe ich dann noch einen Online Spanisch Test gemacht, den man braucht um sich in Spanischkurse einzuschreiben.
Ja, auch wenn ihr überrascht seid, tatsächlich mache ich auch produktive Sachen! Beispielsweise beschäftige ich mich auch mit der hohen Kunst des Schinkenkaufes, aber davon vielleicht demnächst mehr.

Saludos
Thomas


P.S. Wenn ich eine bessere Kamera als mein Handy habe, gibt´s auch Fotos aus den weniger beleuchteten Kneipen/Restaurants :)







Samstag, 23. Januar 2016

Der Kampf gegen die Windmühlen ...

... der Bürokratie.


Nach einigen Tagen glaube ich den Antragsdschungel auf folgendes Konzept begrenzt zu haben: Ich brauche den Passierschein A38*, um endlich offiziell hier arbeiten zu können.

(Hinweis: Wer Bürokratie nicht mag, überspringt vielleicht lieber einen Teil des Blogs. Füllen Sie hierfür das Blogüberspringungsformular Tr54-a aus, und reichen es persönlich mit der N.I.E. in Madrid ein) 

Mein Kampf gegen die berüchtigten spanischen Bürokratiekillerwindmühlen

Die bürokratischen Hürden sind zumindest recht verwickelt. Ich überspringe mal die genauen Anforderungen, wie Ausfüllen des Formulares EX14, bzw. EX18 (nach Begleichen der Tasa 790), und der zugehörigen Nebenformulare Ta1 usw.

Im Mittelpunkt steht vor allem der Erhalt der N.I.E. (Ausländer-Identitätsnummer), um damit weitere Anträge/Verträge ausfüllen zu können, wie die Sozialversicherung, etc.
Allerdings scheint das Unterfangen recht "zirkelige" Eigenschaften zu besitzen.
Als Beispiel möge folgende Antragskette dienen:

1) Um einen Vertrag unterschreiben zu können, brauche ich eine spanische Sozialversicherungsnummer.
2) Um diese Sozialversicherungsnummer zu erhalten brauche ich erst eine Identifikationsnummer (NIE).
3) Um eine NIE zu beantragen, muss ich einen fertigen Vertrag vorweisen.
4) siehe 1)

Für Anfänger gibt es aber auch kleinere, etwas einfachere Zirkelschlüsse. Z.B. ist der erste Punkt auf dem Antragsformular zum Erhallt der NIE, der Eintrag der NIE.

In diesem Gebäude befindet sich ziemlich versteckt das Amt

Gestern habe ich dann mit den nicht ganz ausgefüllten Formularen versucht eine vorläufige N.I.E. zu beantragen. Erst sollte ich eine Gebühr dafür bezahlen, dazu geht man mit einem Teilformular zu irgendeiner Bank und kann es dort gegen eine Gebühr abstempeln lassen. Theoretisch zumindest.

- In der ersten Bank, drei Angestellte, davon drei herumsitzend und wartend, hieß es: Nein, diese Gebühr kann man bei uns natürlich nur Montags und Mittwochs bezahlen.
- In der zweiten Bank, vier Angestellte ohne Beschäftigung, gab es die gleiche Aussage, sie behaupteten aber, dass dies mit der anderen Bank zusammenfalle, sei nur Zufall.
- In der dritten Bank konnte man die Gebühr nur bis 10.30 Uhr bezahlen. Und -das ist tatsächlich war- meine Uhr zeigte 10.31 Uhr an.
- In der vierten Bank konnte man nur Dienstags und Donnerstags die Gebühr bezahlen.
Üblicherweise gab es das folgende Gespräch dabei:
Bankangestellter: "Wenn Sie ein Konto bei uns hätten, könnten Sie die Gebühr auch jetzt bezahlen. Wollen Sie nicht bei uns ein Konto eröffnen?"
Thomas: "Vielleicht, aber dazu brauche ich ja erstmal eine NIE"
Bankangestellter, erstaunt: "Oh, Sie haben noch keine NIE? Dann sollten Sie aber möglichst bald eine beantragen, das ist nämlich nötig um ein Bankkonto zu eröffnen!"
Thomas, enervierend höflich: "Ich befinde mich in dieser Bank, wie Sie wissen, um die Gebühr der Tasa 790 zu bezahlen. Das mache ich um eine NIE zu kriegen, und damit wiederum ein Konto zu eröffnen."
Bankangestellter, erfreut über den zufälligen, lustigen Zusammenhang: "Ach, ja. Versuchen Sie es mal bei der nächsten Bank. Die Straße runter, links, ganz am Ende."
- In der fünften Bank schließlich klappte es.
Ich: "Entschuldigung, könnte ich vielleicht diese Gebühr bei Ihnen bezahlen?"
Bankangestellte; verwundert bis verständnislos: "Aber natürlich, das ist doch eine Bank."

Falls jetzt überhaupt noch jemand bis hierhin gelesen hat, ohne Einzuschlafen, oder genervt aufzugeben, herzlichen Glückwunsch!
Zur Stärkung gibt es jetzt eine heiße Schokolade.
Frittiertes Schmalzgebäck und heißer, dichter Schokopudding

Genau das habe nämlich ich auch gemacht. In Madrid ist ein typisches Gericht Chocolate con Churros. Dabei sind Churros frittiertes Schmalzgebäck, und die Chocolate ist weniger eine Trinkschokolade, sondern kann eher als ein heißer, hochviskoser Schokoladenpudding in einer Tasse beschrieben werden.

Um es zu Ende zu bringen: Nach Chocolate con Churros ging ich in das Amt und zog Nummer 44. Als sich nach nur wenig mehr als einer Viertelstunde die Schlange bereits von Nummer 15 auf Nummer 18 vorgearbeitet hatte, hatte ich das Gefühl in eine völlig neue, unbekannte und aufregende Welt der Langsamkeit einzutauchen.
Die Wartezeit
Nach mehreren Stunden Wartezeit, bei der ich Zeit zum Nachdenken hatte - wusstet ihr dass der 1.1.2000 ein Samstag war?- war ich dran. Die Zuordnung der Nummern zu den Schaltern stimmte aber nicht mehr, sodass ich einen Diskussion mit Nummer 45 darüber wer zuerst dran ist, führen musste. Ich gewann. Falls ihr mal in der gleichen Situation seid: Das kluge, ausgereifte und den Ausschlag gebende Argument zur Klärung der Reihenfolge war übrigens: 45 kommt nach 44.

Am Schalter musste ich den Perso zeigen, bekam einen Stempel auf das Blatt, und das wars. Jetzt darf ich am 27.1. wieder dorthin und mich anstellen um ein Blatt mit der NIE in Empfang nehmen zu dürfen.

Mit bürokratischen Grüßen

Thomas

*siehe Asterix**
**man beachte, ein Asterisk verweist auf Asterix


Freitag, 22. Januar 2016

El Inicio

Hola liebe Freunde,
ich bin vor vier Tagen nach Madrid gezogen, und nun ist es an der Zeit mit einem Blog zu beginnen. Wenn ihr euch vielleicht fragt, warum der Blog Calamares-Brötchen heißt, dann gibt es dazu einen sehr gewichtigen und wohlüberlegten Grund: Alle guten Namen waren bereits vergeben.*
Das Tintenfischbrötchen spült man gerne mit einer caña (Glas Bier) herunter

Allerdings passt der Name trotzdem ein wenig, schließlich sind Bocadillos de Calamares ein typisch madrilenisches Gericht. Die Tintenfischringe werden frittiert und noch heiß in ein knuspriges Brötchen gesteckt. Typisch daran sind auch die Orte an denen man es bekommt. Kleine, laute Bars, mit Metalltresen und Hockern, an denen das Essen stets heiß serviert wird, aber wo auch alle Essensreste, Servietten und was sonst noch so auf die Erdanziehung reagiert, vor dem Tresen einen schmutzigen Haufen bilden.
Ebenfalls typisch ist, dass es sich um Meerestiere handelt, obwohl Madrid im Inneren des Landes liegt. Jeden Tag werden für die Hauptstädter riesige Mengen an Fisch herangekarrt. Und generell ist die kulinarische Komponente der Stadt sehr wichtig, aber darauf werde ich vermutlich noch häufig zu sprechen kommen, wenn ich den Blog zufällig hungrig schreiben sollte.

Da ich bisher keine Fotokamera (und Zeit) habe, gibt es noch keine schönen Fotos, sondern etwas, das die sympathische Seite von Madrid direkt zur Geltung bringt:
Die heilige Stätte, in der Jamón (Schinken) und Cerveza (Bier) dominieren,
trägt einen würdigen Namen
Einen schöneren Namen kann man einer "Schinkerei-Brauerei" (oder heißt es auf deutsch Schinkería?) doch nicht geben.

Saludos

*inklusive "thomadrid.blogspot.com" und "schinken.blogspot.com"

P.S. Bitte teilt mir mit, ob der Text gut zu lesen ist, oder ob die Farben blöd gewählt sind. Eigentlich sollten die Farben etwas anders sein, leider klappt es momentan nicht.