Samstag, 23. Januar 2016

Der Kampf gegen die Windmühlen ...

... der Bürokratie.


Nach einigen Tagen glaube ich den Antragsdschungel auf folgendes Konzept begrenzt zu haben: Ich brauche den Passierschein A38*, um endlich offiziell hier arbeiten zu können.

(Hinweis: Wer Bürokratie nicht mag, überspringt vielleicht lieber einen Teil des Blogs. Füllen Sie hierfür das Blogüberspringungsformular Tr54-a aus, und reichen es persönlich mit der N.I.E. in Madrid ein) 

Mein Kampf gegen die berüchtigten spanischen Bürokratiekillerwindmühlen

Die bürokratischen Hürden sind zumindest recht verwickelt. Ich überspringe mal die genauen Anforderungen, wie Ausfüllen des Formulares EX14, bzw. EX18 (nach Begleichen der Tasa 790), und der zugehörigen Nebenformulare Ta1 usw.

Im Mittelpunkt steht vor allem der Erhalt der N.I.E. (Ausländer-Identitätsnummer), um damit weitere Anträge/Verträge ausfüllen zu können, wie die Sozialversicherung, etc.
Allerdings scheint das Unterfangen recht "zirkelige" Eigenschaften zu besitzen.
Als Beispiel möge folgende Antragskette dienen:

1) Um einen Vertrag unterschreiben zu können, brauche ich eine spanische Sozialversicherungsnummer.
2) Um diese Sozialversicherungsnummer zu erhalten brauche ich erst eine Identifikationsnummer (NIE).
3) Um eine NIE zu beantragen, muss ich einen fertigen Vertrag vorweisen.
4) siehe 1)

Für Anfänger gibt es aber auch kleinere, etwas einfachere Zirkelschlüsse. Z.B. ist der erste Punkt auf dem Antragsformular zum Erhallt der NIE, der Eintrag der NIE.

In diesem Gebäude befindet sich ziemlich versteckt das Amt

Gestern habe ich dann mit den nicht ganz ausgefüllten Formularen versucht eine vorläufige N.I.E. zu beantragen. Erst sollte ich eine Gebühr dafür bezahlen, dazu geht man mit einem Teilformular zu irgendeiner Bank und kann es dort gegen eine Gebühr abstempeln lassen. Theoretisch zumindest.

- In der ersten Bank, drei Angestellte, davon drei herumsitzend und wartend, hieß es: Nein, diese Gebühr kann man bei uns natürlich nur Montags und Mittwochs bezahlen.
- In der zweiten Bank, vier Angestellte ohne Beschäftigung, gab es die gleiche Aussage, sie behaupteten aber, dass dies mit der anderen Bank zusammenfalle, sei nur Zufall.
- In der dritten Bank konnte man die Gebühr nur bis 10.30 Uhr bezahlen. Und -das ist tatsächlich war- meine Uhr zeigte 10.31 Uhr an.
- In der vierten Bank konnte man nur Dienstags und Donnerstags die Gebühr bezahlen.
Üblicherweise gab es das folgende Gespräch dabei:
Bankangestellter: "Wenn Sie ein Konto bei uns hätten, könnten Sie die Gebühr auch jetzt bezahlen. Wollen Sie nicht bei uns ein Konto eröffnen?"
Thomas: "Vielleicht, aber dazu brauche ich ja erstmal eine NIE"
Bankangestellter, erstaunt: "Oh, Sie haben noch keine NIE? Dann sollten Sie aber möglichst bald eine beantragen, das ist nämlich nötig um ein Bankkonto zu eröffnen!"
Thomas, enervierend höflich: "Ich befinde mich in dieser Bank, wie Sie wissen, um die Gebühr der Tasa 790 zu bezahlen. Das mache ich um eine NIE zu kriegen, und damit wiederum ein Konto zu eröffnen."
Bankangestellter, erfreut über den zufälligen, lustigen Zusammenhang: "Ach, ja. Versuchen Sie es mal bei der nächsten Bank. Die Straße runter, links, ganz am Ende."
- In der fünften Bank schließlich klappte es.
Ich: "Entschuldigung, könnte ich vielleicht diese Gebühr bei Ihnen bezahlen?"
Bankangestellte; verwundert bis verständnislos: "Aber natürlich, das ist doch eine Bank."

Falls jetzt überhaupt noch jemand bis hierhin gelesen hat, ohne Einzuschlafen, oder genervt aufzugeben, herzlichen Glückwunsch!
Zur Stärkung gibt es jetzt eine heiße Schokolade.
Frittiertes Schmalzgebäck und heißer, dichter Schokopudding

Genau das habe nämlich ich auch gemacht. In Madrid ist ein typisches Gericht Chocolate con Churros. Dabei sind Churros frittiertes Schmalzgebäck, und die Chocolate ist weniger eine Trinkschokolade, sondern kann eher als ein heißer, hochviskoser Schokoladenpudding in einer Tasse beschrieben werden.

Um es zu Ende zu bringen: Nach Chocolate con Churros ging ich in das Amt und zog Nummer 44. Als sich nach nur wenig mehr als einer Viertelstunde die Schlange bereits von Nummer 15 auf Nummer 18 vorgearbeitet hatte, hatte ich das Gefühl in eine völlig neue, unbekannte und aufregende Welt der Langsamkeit einzutauchen.
Die Wartezeit
Nach mehreren Stunden Wartezeit, bei der ich Zeit zum Nachdenken hatte - wusstet ihr dass der 1.1.2000 ein Samstag war?- war ich dran. Die Zuordnung der Nummern zu den Schaltern stimmte aber nicht mehr, sodass ich einen Diskussion mit Nummer 45 darüber wer zuerst dran ist, führen musste. Ich gewann. Falls ihr mal in der gleichen Situation seid: Das kluge, ausgereifte und den Ausschlag gebende Argument zur Klärung der Reihenfolge war übrigens: 45 kommt nach 44.

Am Schalter musste ich den Perso zeigen, bekam einen Stempel auf das Blatt, und das wars. Jetzt darf ich am 27.1. wieder dorthin und mich anstellen um ein Blatt mit der NIE in Empfang nehmen zu dürfen.

Mit bürokratischen Grüßen

Thomas

*siehe Asterix**
**man beachte, ein Asterisk verweist auf Asterix


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen