Donnerstag, 24. März 2016

Der sinnlose Hammer des Glasbruchs

Buenas Noches,
heute möchte ich die kleinen Absurditäten des spanischen Alltags etwas beschreiben.

Eines morgens stand ich in der Cercanía und konnte nicht umhin die geniale spanische Konstrukteurskunst zu bewundern. Etwas genauer gesagt äußerte sich die Bewunderung in einem ansehnlichen Fröhlichkeitsausbruch.
Wie bei uns in den Bussen, gibt es in den Cercanía-Bahnen einen Nothammer, der auf spanisch ziemlich treffend martillo de rompecristalles (vielleicht übersetzbar mit "Hammer des Glasbruchs") heißt. Köstlich ist allerdings, dass man, um an den Glasbruchhammer zu kommen, erst das Glas zerbrechen muss hinter dem er sich befindet.

GLASBRUCHHAMMER // Zerbrechen sie dieses Glas um an den Hammer zu kommen


Generell scheinen hier einige Sachen der Cercanía nicht gut durchdacht zu sein. Ein vergnügliches Beispiel - zumindest für sportliche Menschen ohne Gepäck - stellt der große Bahnhof Chamartin in Madrid da, an dem ich jeden Morgen und Abend umsteige. In den vier Untergeschoßen fahren die Metro-Bahnen, während auf den obigen elf Gleisen die Cercanías unterwegs sind (ein bisschen wie in Deutz).
Es gibt keinen festen Fahrplan auf dem steht auf welchem Gleis die Züge fahren, theoretisch kann die gewünschte Bahn auf jedem Gleis von 1-11 abfahren - obwohl gewisse Bahnlinien fast immer das gleiche Gleis benutzen, was man natürlich erst mit der Zeit lernt.
Beim Eingang zu den Cercanías, als auch auf jedem Bahnsteig ist eine elektronische Anzeige angebracht, die die jeweiligen Bahnnummern, -ziele und die zugehörigen Gleise anzeigt. D.h. man wartet vor der elektronischen Anzeige bis kundgetan wird auf welchem Gleis die gewünschte Bahn einfährt. Klingt gut, ist aber leider Spanien.
Das zugehörige Gleis wird nämlich oft nicht mehr als eine Minute vor Abfahrt angezeigt.
- Auf dem nächsten Foto kann man die Anzeige aufgrund der elektronischen Darstellung nicht gut erkennen. Links werden die Gleise für die Bahnen angezeigt, auf dem Foto für die, die in einer Minute abfahren. Außerdem ist es Nachmittags und der Bahnsteig sehr leer -
Chamartin am Nachmittag ohne eilende Reisende.

Jeden Morgen versammeln sich auf dem wahrscheinlichsten Gleis zur Abfahrt eines Zuges viele Menschen und beobachten nervös die elektronische Anzeige. In wievielen Minuten der Zug eintrifft, steht lange vorher auf der Anzeige, aber erst im letzten Moment wird das zugehörige Gleis eingeblendet. Die angespannt wartende Haltung der Reisenden, wandelt sich dann im Moment der Anzeige der Gleisnummer. Stehen sie wie erwartet am richtigen Gleis, legt sich die Anspannung, griffbereite Koffer werden glücklich aufatmend abgestellt, Kindern wird erfreut über den Kopf gestrichen und man orientiert sich Richtung Gleis wo Sekunden später der Zug einfährt.
Wird aber ein weit entferntes Gleis angezeigt, löst sich die angespannte Haltung eher wie die eines Sprinters wenn der Startschuss ertönt. Reisende jeden Couleurs, mit leichten Rucksäcken oder schweren Koffern, in hochhackigen Stiefeln oder mit Krücken, ein Kind and der Hand oder einen Kaffee balancierend, hasten die Treppe hinunter und eilen zum angezeigten Gleis.
Vor einer Woche wurde statt Gleis 4 auf dem mein Zug üblicherweise kommt, Gleis 11 angezeigt, so dass die gesamte Meute, mich eingeschlossen, von Gleis 4 zu Gleis 11 rannte. Auf der dortigen Anzeige stellte sich aber heraus, dass "Gleis 11" nur ein kurzer Anzeigefehler gewesen war, und der Zug doch auf Gleis 4 abfahren würde. Die Gruppe der Reisenden, nun eher Bundesgenossen vereint im Kampf gegen spanische Organisation denn zufällige Mitreisende, stürmte heldenhaft zurück zu Gleis 4, wo wir erfolgreich den Zug verpassten.

Immerhin muss ich die Madrilenen auch etwas verteidigen. Auf Rolltreppen stehen sie tatsächlich alle brav rechts, so dass man links an ihnen vorbeigehen kann (Die Stationen sind hier teilweise so tief, dass ich tatsächlich die Rolltreppe hochgehe).

Zucker wird hier in Tetrapack mit Drehverschluss verkauft
Ansonsten fällt mir hier auf dass die Grundschulkinder alle Rollkoffer und keine Schulranzen besitzen, und dass man im Obstgeschäft Handschuhe anziehen muss um Früchte zu nehmen. Mit Plastiktüten wird wie in so vielen Ländern sehr verschwenderisch umgegangen. Aber andere Verpackungen sind auch gewöhnungsbedürftig (siehe Zuckerfoto), und leider gibt es keine Frischmilch und kein gutes Brot.

In Bars oder auch einfachen Restaurants gibt niemand Trinkgeld. Ich habe es am Anfang dennoch versucht, aber oft wurde einfach nicht verstanden warum ich einen Euro zu viel bezahlen wollte.
Etwas gewöhnungsbedürftig ist zudem, dass man in einfachen Bars die Servietten, aber auch Essenreste der Tapas auf den Boden fallen lässt. Im Foto ist ein wirklich sehr harmloser Zustand gezeigt, manchmal steht man regelrecht in einem Papierhaufen. Ein Grund scheint zu sein, dass, wenn viel gegessen wird, das Essen gut sein muss. Es gibt noch einen weiteren Grund. Als ich einen Spanier fragte warum man das Papier nicht wie sonst auf den Tellern lässt, meinte er: "Wenn der Boden dreckig ist, ist der Tisch sauber". Die Gäste erwarten also einen dreckigen Boden, denn: Je dreckiger der Boden, desto besser ist das Essen einerseits und desto sauberer die Tische andererseits.
Kommt mir spanisch vor.



Die Geburt eines Müllhaufens in einer spanischen Bar

Dass Spanier nicht so gut planen, möchte ich an einem letzten Beispiel demonstrieren. Stellt euch einmal vor ihr besitzt keine Arbeit, sitzt zuhause am Frühstückstisch und überlegt euch mit welchem genialen Einfall ihr eure Brötchen verdienen könntet. Und? Wofür zahlen die Leute bestimmt Geld? Richtig, um sich auf der Straße von einem fetten Spiderman beleidigen zu lassen.


Der fette madrilenische Spiderman

Dieser Spiderman stand auf dem Plaza Mayor, einem zentralen Platz in Madrid, nannte sich selber "der fette Spiderman" und versuchte Geld zu verdienen in dem er wahllos Passanten mit tiefer Stimme anpöbelte und dann dreist behauptete alle seien ja nur neidisch auf seine Plauze. Ein sehr ... gutes Konzept.

Die Woche lang habe ich gearbeitet, aber morgen Nacht werde ich nach Cadiz, und dann nach Sevilla fahren um mir die dortigen Osterprozessionen anzusehen. Ich bin dann erst Montag wieder hier, deswegen dauert es etwas bis zum nächsten Blog.

¡Felices Pascuas!
Tomás

Montag, 21. März 2016

Las Fallas




Hola,
am Wochenende habe ich mit einem Bus einen kurzen Ausflug zu den Fallas nach Valencia gemacht. Vielleicht habt ihr von dem Busunglück gehört, das sich Sonntag ereignete. Die Studenten waren ebenfalls bei den Fallas, eintägige Bustouren dorthin sind sehr beliebt. Man fährt morgens früh nach Valencia und in der Nacht irgendwann wieder zurück. Sehr viele Menschen machen sich zu diesem Fest auf den Weg, am Rastplatz, an dem wir halt machten, habe ich alleine 40 Busse gezählt.

Der Parkplatz auf dem Weg zu den Fallas ist voll mit Bussen
Die Fahrt von Madrid nach Valencia dauert etwa drei oder vier Stunden, so dass wir Mittags dort waren. Valencia ist eine schöne, am Meer gelegene Stadt, und hat einen kleinen aber feinen alten Kern.
In den Straßen wachsen Orangen- und Schinkenbäume
In der Hafengegend tummeln sich merkwürdige Kölner






























Am Wochenende war die Stadt allerdings ziemlich überfüllt. Wie gesagt, liegt das an den berühmten Fallas. Die Fallas sind ein großes Volksfest, das eine Woche vor Ostern in Valencia beginnt.

Es gibt Prozessionen mit Heiligenbildern, sogenannte Opfergänge und viel Feuerwerk. Auch traditionelle Kleider werden getragen und Artisten und Musikanten füllen die Straßen (leider habe ich nicht allzu viele Fotos gemacht).
Der Name Fallas bezeichnet aber eigentlich die bunten Figuren aus Pappmache und Holz, die überall in der Stadt stehen. Dabei gibt es ernsthafte und auch lustige Themen, die jeweils etwas mit dem Stadtviertel zu tun haben (siehe Fotos).
Es gibt in einigen Nebenstraßen recht kleine Figuren. Da aber die einzelnen Stadtviertel durch ihre Fallas miteinander konkurrieren, nehmen manche der Figuren auch gigantische Ausmaße an.





Ein Teil unserer Reisegruppe mit einer Falla im Hintergrund die Parkinson darstellen soll

Die Fallas werden bis zu einigen 30 Meter groß

Aber es gibt auch kleine, niedliche Fallas, ...

...etwas anstößige, und.....



...sehr anstößige Fallas.
Diese aufwändig gebastelten Figuren werden um 12 Uhr nachts angezündet. Die nächsten beiden Fotos sind aus der gleichen Perspektive geschossen, das erste zehn Minuten vor, und das zweite etwa um Mitternacht.

Noch ist alles in bester Ordnung
Die Figuren bestehen aus Pappmaché und werden vorher noch mit Benzin getränkt
Die Hitze, die von diesen brennenden Ungetümen ausgeht, wird anscheinend von vielen Menschen unterschätzt. Zumindest gab es beim Brand der Figur oben eine kleine Panik. Ich stand relativ weit entfernt wie man sieht, aber ziemlich heiß war es dennoch.

Die meisten sehen das Spektakel über ihr Smartphone
Überall in der Stadt sieht man nachts ausgebrannte Trümmerhaufen
Nachts ist der Bus dann wieder zurückgefahren und hat mich erfolgreich nach Madrid gebracht. Ich wünsche euche eine frohe Semana Santa!
¡Hasta la proxima vez!
Thomas

Donnerstag, 17. März 2016

Informationen für Madrid-Reisende

Hier kommen ein paar Informationen zu Madrid für die die mich besuchen wollen. Ich aktualisiere und vervollständige diese Seite in den kommenden Tagen. Es folgt bald noch ein Blogeintrag mit Besonderheiten der Spanier/Madrilenen.

Anreise und Transport


In Madrid gibt es die Metros (Straßenbahnen) die Cercanías (S-Bahnen) und Busse. Der Flughafen namens Bajaras liegt im Osten der Stadt. Sowohl ein Bus, die Metro (Linie 8), als auch die Cercanía (Linie C1) fahren aus der Stadt dorthin.
Allerdings fährt die Cercanía nur das hintere Terminal 4 an, während die Metro zwei Haltestellen besitzt: Sowohl eine gemeinsame Haltestelle für die Terminals 1,2,3 als auch eine Haltestelle für das Terminal 4. Ein kostenloser Bus verkehrt zwischen den Terminals, er fährt im Kreis (T4-T3-T2-T1-T4-...). Es scheint einfacher zu sein mit der Metro zu fahren, der Haken ist, dass diese einen Flughafenaufschlag verlangt. Bis in die Stadt kostet die Fahrkarte damit 4,50 Euro, für die Cercanía zahlt man nur 1,50 Euro (es sei denn man hat ein Tagesticket oder ähnliches, siehe unten

Eine typische Metrostation [Wikipedia.org]
Einfache Fahrten kosten bei beiden standardmäßig 1,50 Euro, allerdings wird es bei langen Strecken ein wenig teurer. Ist man nur kurz in Madrid lohnt es sich vielleicht ein 10er Ticket  zu holen. Es kostet etwa 12 Euro. Es gibt auch Angebote für Touristen, für 1,2,3,5 und 7 Tage. Abhängig von der Tagesanzahl kostet die Karte 8,40€; 14,20€; 18,40€; 26,80€ oder 35,40€. Alle Fahrkarten kann man an den Automaten ziehen soweit ich weiß (und im Gegensatz zur KVB darf man auch mit Geldscheinen bezahlen).

Die Bahnen fahren garantiert bis etwa 1.30 Uhr nachts. Danach gibt es Nachtbusse oder Taxen. Einige Stationen schließen einen Teil der  Ausgänge aus unerfindlichen Gründen auch schon um 9 oder 10 Uhr Abends, so dass man einen Umweg gehen muss. Es gibt keinen genauen Fahrplan, es wird nur angegeben dass die Bahnen z.B. alle 5 Minuten kommen. Dies macht die Planung etwas schwieriger, vermutlich kommen deshalb die Spanier immer zu spät.

http://guias-viajar.com/madrid/wp-content/uploads/2011/09/fotos-madrid-tren-cercanias-aeropuerto-barajas-t-4-001.jpg
Die Cercanía ähnelt der S-Bahn [guias-viajar.com]
Wichtig: Auch bei Einzelfahrscheinen den Fahrschein nicht wegwerfen nachdem man durch die Schleusen gegangen ist. Bei der Cercanía braucht man ihn um wieder aus dem Bahnhof herauszukommen -bei der Metro nicht-, und theoretisch gibt es auch Kontrollen in Cercanía und Metro.

Hier noch ein paar Links:


Meine Wohnung

Ich pfelge in der Straße "Paseo de la Direccion 26", im Nordwesten Madrids zu hausen. Es gibt zwei Metrolinien zwischen denen die Wohnung liegt. Die nächstgelegene Bahnstation ist "Francos Rodriguez" wo die Metro-linie 7 fährt. Ebenfalls nicht sehr weit weg, und für die meisten Unternehmungen günstiger, ist die Linie 1. Da ist es fast gleichweit von der Haltestelle Estrecho oder Tetuán zu mir.

Das Zentrum

Das absolute Zentrum der Stadt befindet sich eher südlich in einem Umkreis von 1 oder 2 km um Sol. Der innere Bezirk wird im Westen vom Palacio Real und im Osten vom Parque del Buen Retiro begrenzt. In dieser Region finden sich sehr viele Bars und günstige als auch teure Restaurants

Mitbringen

Neben den üblichen Sachen wie köstlichem Brot, welches es hier nicht gibt, und zahlreicher erlesener Geschenke, solltet ihr auf jeden Fall eine Sonnenbrille mitbringen, und vielleicht auch Sonnencreme. Madrid liegt auf etwa 700 Metern, die Sonne ist manchmal recht illuminierend. Momentan werden die Nächte noch relativ kühl, eine Jacke ist angebracht. Regensachen braucht man nicht.

Einige Sätze

Hola - Hallo
Buenos Días - Guten Tag
Gracias -  Danke
Por favor - Bitte (um etwas bitten)
De nada -  Bitte ("macht nichts")
No hablo español - Ich spreche kein Spanisch
¿habla inglés/alemán? - Sprechen Sie englisch/deutsch?
¿Dónde? - Wo?
¿Que? - Was?
¡ayyayayayayayyy! -  Sie sind mir auf den Fuß getreten!
Cerveza  - Bier
Vino - Wein
Die Rechnung - la cuenta
Socorro! - Hilfe!

Für weitere nützliche Sätze hier klicken.


Dienstag, 15. März 2016

Cuenca

Die "casas colgadas" (hängenden Häuser) von Cuenca

Hola amigos,
am Wochenende habe ich einen Sonntagsausflug zu einem Weltkulturerbe unternommen. Cuenca ist eine kleine Stadt, etwa 180 km östlich von Madrid in der Region Castilla-La Mancha gelegen. Wer Don Quijote gelesen hat, dem sollte der Name dieser Region nicht zur Gänze unbekannt vorkommen. Die Stadt ist für ihre pittoresken "hängenden Häuser" bekannt, die sich an den Rand eines Felsplateaus zu schmiegen scheinen. Zwei Flüsse haben sich tief in den Sandstein eingegraben und die so entstandenen Schluchten begrenzen nun das Felsplateau.

Bis auf schnulzig singende Brasilianer war die Hinfahrt und Rückfahrt im Bus ziemlich angenehm, und das sonnige Wetter in Verbindung mit (noch) kühler Luft hat mir den ersten leichten Sonnenbrand beschert. Auch auf den nächstgelegenen -nicht besonders hohen- Berg sind wir geklettert, wo man auf Cuenca hinunterblicken kann.

Cuenca liegt auf einem Felsplateau

Da aber Bilder bekanntlich mehr sagen als tausend Worte, kommen hier einige Fotos die  jedoch größtenteils Natalia (eine Mexikanerin, siehe Gruppenfoto unten) gemacht hat. Ich habe eine neue Kamera bestellt, aber die habe ich dann erst nach Ostern. Ihr müsst also bis dahin (und bis auf die heutige Ausnahme) vorerst mit Handyfotos vorliebnehmen.




Die Kathedrale






Mein neues Auto hat eine interessante Farbe

Der "Selva de los Gatos durmiendos" (Wald der schlafenden Katzen) ist eine der Touristenattraktionen der Stadt
Ausblick auf Cuenca mit fröhlichem Sichthindernis
Eine der beiden Schluchten die Cuenca begrenzen

Cuenca im Nachmittagssonnenschein

Unsere Reisegruppe. Natalia, Irgendsoeintyp, Marie und Laura




Wer kennt das Lied nicht: "Die Hüsjer bunt am Cuenca-maat, sin Zeuje span´scher Eijenaat,...."

Die Stahlbrücke über die Stadt ist nichts für Personen mit Höhenangst

 
¡Hasta la proxima vez!
Tomás
 

Mittwoch, 9. März 2016

Spanische Bürokratie - zum letzten Mal

N´daach zesamme,
hier folgt ein kleiner Eintrag über die letzten bürokratischen Erlebnisse. Es kommt aber in Kürze auch ein Blogeintrag anderen Inhaltes und mit Fotos, für diejenigen die sich nur Bilder angucken. Moment mal, die lesen das hier ja eh nicht...
Die Hügel nahe der Universität
Mit Bargeld ausgestattet, erfreue ich mich nun bester Laune. Wie ihr euch vielleicht erinnert, habe ich ja unter mittelmäßig widrigen Umständen ein Bankkonto eroeffnet. Letztens hatte ich den Termin bei der Polizei, weit im Süden Madrids, um die berüchtigte NIE von drei Monaten auf mehr zu verlängern. Damit sollte es mir dann möglich sein, eine Bankkarte zu bekommen um Geld abzuheben. Anfang Januar hatte ich den Termin mit der Polizei abgeschlossen, aber der frühest mögliche Zeitpunkt für einen Termin war dann erst Freitag, der 26. Februar. Um 18.20 Uhr hatte ich den Termin in einem Viertel - oder besser gesagt Vorort - Madrids, zu dem ich von der Uni etwas mehr als eine Stunde anreisen musste.
Ich erinnere mich vorher Kathi gegenüber behauptet zu haben, dass ja eigentlich nicht mehr viel schief gehen könne, immerhin hatte ich ja schon eine NIE und ich bräuchte nur noch eine Bestätigung. Ja, manchmal vergesse ich eben, dass ich nur eine Beute im perfiden Netz der spanischen Bürokratie bin.
Ich war etwas früher da, und meldete mich an. Man fragte freundlich ob ich denn schon die "Tasa 790" für die NIE bezahlt hätte. Ja, antwortete ich, schon vor einigen Wochen (diese Gebühr musste ich ja beim ersten Antrag schon bezahlen, und ich hatte auch den Durchschlag mit. Falls ihr euch erinnert, das war die Gebühr die ich erst in der siebten Bank zahlen durfte). Das ist schön, wurde mir freundlich geantwortet, aber die Tasa wurde ja an einem anderen Tag bezahlt und gilt nicht für heute. Ich überspringe mal meine weiteren Argumentationsversuche, und komme direkt zu dem Moment in welchem ich einen Wisch mit der Aufforderung 11 Euro zu zahlen erhielt. Dazu muss man natürlich erst wieder eine Bank finden.
Wie gesagt, befand ich mich in einem Vorort. Es waren zwei Banken in Reichweite, die ich ziemlich durchnässt erreichte. In Madrid regnet es nicht oft, aber vermutlich hatte Gott just an dem Tag vergessen die Tasa für den Sonnenscheinantrag zu bezahlen. Die erste Bank wurde mir vor der Nase zugeschlossen und der Automat, an dem man auch bezahlen kann, war kaputt. Die zweite Bank hatte schon länger geschlossen.
Der nasse Thomas eilte also gut gelaunt durch den Regen wieder zur Polizei. Um mal wieder eine Diskussion zu ueberspringen, möchte ich nur mitteilen dass es nicht möglich ist die Gebühr in der Polizeiwache zu zahlen wenn der passende Beamte nicht anwesend ist (und Freitag Abends ist er das nie). 
Ich sollte dann einen weiteren Termin mit der Dame am Schalter machen, und sie bot sich freundlicherweise an, meine Dokumente für den nächsten Besuch schon jetzt zu überprüfen. Es ist jedesmal ein erhebender Moment, wenn eine offiziele Person, auf die man angewiesen ist, erwartungsvoll in die einzureichenden Papiere guckt, jedoch nach einigen Augenblicken das Gesicht verzieht, mitleidig den Kopf schüttelt, und sowas wie ayayayay murmelt. 
Nach einem angemessenen Zeitraum, den das mitleidige Kopfschütteln einnahm, wies sie mich dann daraufhin, dass mein Vertrag ja weniger als drei Monate gehe, also könne ich gar keine verlängerte NIE bekommen. Unbeirrbar lächelnd wies ich sie nun meinerseits daraufhin, dass mein Vertrag doch sehr wohl länger als drei Monate gehe, und zeigte zur Verdeutlichung auf die Daten meines Vertrag mit der Uni. Die Dame am Schalter schaltete wieder ihr mitleidiges Lächeln ein, und erklärte mir, dass der Vertrag zwar insgesamt mehr als drei Monate dauere. Allerdings dauere er  weniger als drei Monate, wenn man von dem Zeitpunkt an rechne, an dem ich den nächsten verfügbaren Termin bei der Polizei kriegen könne. Also brauche ich gar nicht wieder zu kommen. (Seufz.)
Im Übrigen müssten mir die Banken auch so eine Bankkarte geben, auch mit einer Drei-Monats NIE. Ah, hakte ich ein, könnte ich diese Aussage vielleicht in irgendeiner schriftlichen Form haben um sie der Bank zu zeigen? Nein, sagte sie fröhlich ob der absurden Frage, der erforderliche Beamte ist doch Freitag Abends nicht da. Ich verabschiedete mich freundlich und irre kichernd.
Sowas koche und esse ich hier abends
Wie erwartet kriege ich von der Bank keine Karte, auch wenn sie mir nicht erklären können, was der Unterschied zwischen den verschiedenen NIE eigentlich ausmachen soll. Ich kann aber das Geld bei der Filiale (aber nur bei einer einzigen) in Madrid abholen. Das hat heute morgen eine halbe Stunde gedauert weil ich mit nur einem Nachnamen im System nicht so schnell zu finden war.
So, nachdem nun alle bürokratischen Hürden mehr oder weniger -ich nenne es mal- überwunden* sind, kann ich mich meinen Experimenten zuwenden. Eben habe ich eine Molybdän-Rhenium Probe eingebaut, die wir morgen mit flüssigem Helium abkühlen werden. Und Fußball habe ich mit meinen Laborkollegen heute auch gespielt :)
Hasta luego

*besser passt wohl umgerannt