Sonntag, 26. Juni 2016

Gazpacho

Buenos calores,

ich sitze und schwitze im sommerlichen Madrid. Seit etwa drei Wochen hat das Thermometer die 30 Grad Marke nicht mehr unterschritten, und so findet unser kleiner, schlecht belüftbarer Steinofen im zweiten Stock, in dem wir leben nicht die Möglichkeit ein wenig abzukühlen.
Mein chilenischer Mitbewohner ist vorgestern endgültig nach Irland geflohen, da er es hier nicht mehr ausgehalten hat, und ich ertappe mich regelmäßig bei Gedanken wie: "Man könnte seine Tshirts ja eigentlich auch im Kühlschrank lagern, dann würden sie einen beim Anziehen abkühlen". Nachts hat man die Auswahl zwischen einer Erkältung durch den Luftzug des Ventilators, oder einem Schlaf den man auch als "Schonbratgang in eigenem Saft" bezeichnen könnte.

Das abwechslungreiche Wetter Madrids [Quelle: wetter-online.de]

Da es in Deutschland ja sporadisch auch heiß ist/war, hier mein verbessertes Rezept für eine Gazpacho, sprich eine spanische, kalte Tomatensuppe:

Gazpacho de Tomás
Zutaten:
1,5 kg Tomaten, reif

1 Gurke
1 große, rote Paprika
1 Liter Brühe
4 Scheiben Toastbrot
2 Zehen Knoblauch

1 große Zwiebel
Rotwein
Sherry-Essig
Zucker
Oregano
Salz
Pfeffer

Olivenöl

Die genauen Mengen für die Tomaten, Gurken, Paprika und Zwiebeln hängen vom eigenen Geschmack, von der Art und Größe des Gemüses/der Früchte und vom Reifegrad ab.

Zubereitung
Bemerkung: In spanischen Rezepten bleibt die Zwiebel meist roh, wer also gar keinen Herd benutzen möchte, kann diesen Schritt überspringen.
Die Zwiebeln schneide man in kleine Stücke, dünste diese in ganz wenig Öl an, lasse sie mit Zucker und Sherry-Essig karamellisieren und lösche mit sehr wenig Rotwein ab. Da der Knoblauch roh in die Gaszpacho kommt, wird so ein wenig der "scharfe" Geschmack der Zwiebeln abgemildert.

Die restliche Zubereitung ist denkbar einfach, alles bis auf das Olivenöl, also auch das Toastbrot, wird im Mixer kalt püriert, die Brühe wird zwischendurch immer wieder zugegeben (da der Mixer wahrscheinlich eh nicht alles auf einmal fasst). 
Ist alles fertig, fügt man, um eine Emulsion zu erzeugen, das Olivenöl vorsichtig und unter Rühren hinzu (z.B. in dem man zwischendurch immer wieder den Mixer - mit geschlossenem Deckel ;-) - einschaltet).

Die Gazpacho ist nun fertig, und muss kühl gestellt werden. Wenn sie ein wenig durchzieht verbessert sich auch der Geschmack deutlich.
An sehr heißen Tagen kann man zusätzlich Eiswürfelformen mit Gazpacho füllen, und ins Gefrierfach stellen. Beim Servieren werden dann in jeden Teller/jede Tasse Gazpacho ein oder zwei Gaszpacho-eiswürfel getan, so bleibt die Suppe kalt, ohne zu verwässern.

Gutes Abkühlen!
Thomas


Das Geheimnis der Charca Verde



Buenas tardes,
seit einigen Wochen hat sich hier unter der Bevölkerung Madrids das Gerücht ausgebreitet, es gäbe einen geheimnisumwitterten Ort namens "Chaca Verde".
Nun begab es sich, dass einige chilenische und italienische Expeditionen versucht hatten, wiederholt dieses abgelegene Paradies in den unzugänglichen Bergen nahe Manzanares zu entdecken. Nach glaubhaften Berichten wurde die zweite chilenische Expedition nach dem Ziel nach einer erfolglosen Suche von mehr als 25 km abgebrochen.
Hinzufügen muss man wohl, dass in der Regel chilenische Abenteurer leichte Probleme haben, Entfernungen richtig einzuschätzen, es könnten also auch 25nm oder 25AE sein.

Deshalb machte ich mich gestern mit Laura auf den Weg in die rosmarinduftenden Berge, um das Geheimnis ein für alle mal zu lösen.


Die Landschaft ist relativ trocken, aber da über 1000 Metern gelegen wesentlich kühler als Madrid
Am Beginn der Wanderung

Steine, Kiefern, Rosmarin

Am natürlichen Flusslauf lässt sich gut entlang wandern
Nachdem wir einen Bergrücken überquert hatten, folgten wir für einige Kilometer dem Flusslauf in Richtung Quelle.
Die Landschaft ist trocken, aber im Schatten der harzduftenden Kiefern, nur unterbrochen durch Felder von Rosmarin- und Kapernsträuchen, lässt sich wunderbar wandern. Oftmals unterbrechen große Ansammlungen riesiger Steinbrocken den Weg, die aber durch ihre zerklüftete Weise gut zu erklettern sind.

Die Charca Verde existiert tatsächlich


Nachdem wir dem Flusslauf aufwärts gefolgt waren, trafen wir tatsächlich auf die Chaca Verde, die aus einer Reihe kleiner Wasserfälle besteht. Dazwischen haben sich inmitten rundgeschliffener Steine Becken gebildet, in welchen das eiskalte Wasser aus den Bergen den erhitzten Wanderer abzukühlen vermag.

Eine kleine Grillstärkung erfolgte in Manzanares
 Auch Manzanares, die nächstgelegene Stadt, ist hübsch. Dominiert wird sie von einer Burg aus dem 15. Jahrhundert, die überraschend gut erhalten ist.

Die Charca Verde ist Teil eines verborgenen Königreiches

Unseren Erfolg genießend, wanderten wir in der Abendsonne durch das sich angenehm abkühlende Tal zurück nach Manzanares, wurden von einigen Kletterguides im Auto ein Stück mitgenommen und fuhren dann schließlich im hektisch zuckelnden Bus nach Madrid zurück.

Gleich esse ich mit Moncho, meinem Mitbewohner, und dann mache ich mich auf den Weg um in der deutschen Gemeinschaft Madrids das Spiel gegen die Slowakei zu sehen.

Rudelgucken in der deutschen Gemeinschaft in Madrid mit ordentlichem Bier und Wurst

 
Auch Spanier wurden kurzerhand zu Deutschlandsymphatisanten gemacht

Ein malerischer, doch kontrastarmer Ort

Vor Spielbeginn ist es noch leer...
Viele Grüße und bis demnächst
Thomasito

Montag, 20. Juni 2016

Bier

Hallo zusammen,
obwohl ja oft angenommen wird, dass in Madrid, beziehungsweise Spanien, eher Rotwein getrunken wird, ist das Bier abends eindeutig das dominierende Getränk.

Zwei Cañas mit einem kleinen Schinkenkäsebrot
Hauptsorte in Madrid ist das einheimische Mahou****, aber auch andalusisches Cruzcampo, oder galicisches Estrella Galicia und andere Biere aus Spanien sind zu finden.
Schwierig wird es aber bei der Bestellung der Biere. Ich versuche euch eine kleine Übersicht zu geben mit welchen Biereinheiten man hier rechnen muss, erhebe aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit.


  1. Caña*/cañita: Der typischste Begriff in Madrid. Caña kann auch "Rohr" bedeuten und ist eine der kleinsten Biergrößen. Eine caña (Verkleinerungsform cañita) ist ein Glas mit 0,1 bis 0,2 Litern Fassungsvermögen.
  2. Botellín: Übersetzbar mit "Fläschchen". Eine kleine Glasflasche mit 0,2l Inhalt. Dieser Begriff wird aber ausschließlich für Bier benutzt.
  3. Media Pinta: Etwa 0,25 Liter, siehe 6.
  4. Tercio: Ein Drittel. Die kleinere Standardbierflasche mit 0,33 Litern Inhalt. Oft wird man bei dieser Größe gefragt ob man eine Copa, sprich ein Glas dazu möchte.
  5. Doble: Ein Doppeltes. Bezieht sich auf ein doppeltes Caña, dementsprechend erhält man bei Bestellung eines Doble etwa 0,3 - 0,4 Liter.
  6. Pinta: Ein Pint steht -je nach Bar- für ein Glas Bier von 0,4 - 0,5 Litern.**
  7. Mini***: Das kommt euch bestimmt spanisch vor, aber die größte Biereinheit ist das Mini, mit einem Volumen von 0,5 Litern.

Im Supermarkt findet man neben den oben erwähnten zwei Flaschengrößen außerdem kleine 0,33 Liter und größere 0,5 Liter Dosen, sowie 1 Liter Flaschen.

*Je nach Gegend ist die caña unterschiedlich groß. In Galicien z.B. entspricht sie einem doble, möchte man die madrilenische caña bestellen, sagt man dort "corto"
** Man sollte beachten dass in einem Irish Pub oder einem ähnlichen "ausländischen" Etablissement eine Pinta eine weit größere Menge sein kann
***Auch das Mini hat in anderen Gegenden unterschiedliche Namen, im Baskenland nennt man es beispielsweise "Cachi".



Auch in Spanien haben Mikrobrauereien Hochkonjunktur...
 
...wodurch es hier auch sehr exotische Biere gibt...
...wie das sogenannte "Kölsch"



Pepe mit einem "Mini"

Es gibt Spanier die in ihr Bier Süßigkeiten kippen (ohne weiteren Kommentar)

Mit diesem bierseligen Bericht verabschiede ich mich aus dem zu warmen Madrid!
Bis zum nächsten Mal,
Thomas

**** Ergänzung: Ich wurde darauf hingewiesen (siehe Kommentar) dass die Aussprache des Wortes "Mahou" besonders onomatapoetisch ist. Ich vermute das Wort hat sich aus dem enttäuschten Seufzen entwickelt, dass dem geschmacksgepeinigten Trinker des Bieres nach dem ersten Probeschluck entflieht, wenn Erwartungen auf grausame Weise zusammenfallen: "Mahuuu..."

Sonntag, 5. Juni 2016

Segovia ohne Cochinillo

Das Aquädukt Segovias
Buenas,
das Wochenende habe ich zu einem Tagesausflug nach Segovia genutzt. Wie Toledo oder Cuenca ist Segovia eine kleine, relativ alte Stadt nahe der Haupstadt Madrid.

Die verschiedenen Regionen Spaniens die man besuchen sollte sind in Segovia auf Fliesen festgehalten

Wie in vielen anderen Städten Spaniens hat sich hier römische, christliche und muslimische Kultur vermischt, wobei Segovia auch einen wichtigen jüdischen Teil besitzt.

Dominiert wird die Stadt von dem im 1. Jahrhundert gebauten Aquädukt, das etwa 30 Meter hoch ist und als Wahrzeichen Segovias gilt.
Neben dem Aquädukt sind die spätgotische Kirche im Zentrum und die fast uneinnehmabr gelegene Palastfestung, Alcázar genannt, auf der Felszunge im Westen der Stadt bekannte Sehenswürdigkeiten.

Blick über Segovia

Der Bürgermeister Segovias feiert unsere Ankunft mit einem Glas Wein

Die spätgotische Kathedrale im Zentrum der Stadt



Der Alcázar ist eine Palastfestung die sich am westlichen Ende Segovias befindet

Der Stadtkern Segovias ist relativ klein und noch immer von der Stadtmauer umgeben, was natürlich durch die exponierte Lage auf einer Felseninsel ermöglicht wird. Unten im Tal, einige Meter unterhalb der Stadt kann man bei einem Gang um dieselbe einige Gärten finden, die wie im Mittelater zur Versorgung der Bewohner mit Gemüse und Obst dienen.


Sicht auf die Kathedrale außerhalb der Stadt

Rebekka, Isi und Laura fügen sich in das Landschaftsgemälde ein

Die Gärten am Fuße der Stadt
Zu dieser Jahreszeit bietet der Spaziergang um die Befestigungsanlage auch durch seine wild-floralen Wiesen einen besonderen Genuß.


Die Gemütlichkeit eines Katzenparadieses



Leider konnten wir das Spezialgericht Cochinillo (Spanferkel) nicht probieren. Alle fünf oder sechs aufgesuchten Restaurants hattten zwar mundwässernde gastronomische Versprechungen in ihren Schaufenstern präsentiert, allerdings war während unseres Aufenthaltes die Küche in jedem einzelnen geschlossen.


Die Rückfahrt im Bus bot uns einen malerischen Anblick...

...der anschließend unter anderem mit Avocado-Koriander Cocktails gewürdigt wurde
 
Aber vielleicht lässt sich ein zweiter, kulinarischer Besuch einrichten :)
Stattdessen belohnten wir uns zurück in Madrid mit exotischen Cocktails.
Bis zum nächsten Mal!
Thomas